New Work im Alter: Ich möchte

Nicht alle sind nur happy in der Pension. Viele wollen noch was bewirken in der Welt, im Kleinen versteht sich.
Nützlich sein für andere, die eigenen Kompetenzen in Aktion sehen. Weil es sich lebendig anfühlt.

WIE DIE KIRSCHEN IN NACHBARS GARTEN:
KAUM FÄLLT DER ZWANG ERWACHT DIE LUST

„Ich mach das aus Freude, nicht weil ich muss“. Frau C. spricht aus, was viele bewegt, die am Lehrgang für Projektentwicklung in der nachberuflichen Lebensphase teilgenommen haben.
Als eine von mittlerweile 45 Teilnehmenden, die wieder ins TUN kommen wollen. Sinnvolles für sich und andere auf den Weg bringen. Spüren, dass man etwas mit Wirkung macht.
Über dem Lehrgang schwebt ein Geist des Aufbruchs, des sozialen Miteinanders mit dem starken Wunsch nach generationensensiblen Gestalten.

Wie wäre Arbeit, wenn sie gut wäre, fragen wir doch die, die zurückblicken können.
Frau P., 63 Jahre, hat über Jahrzehnte die Büroarbeit eines kleinen Betriebs für Verkauf und Reparatur von Rasenmähern erledigt. Überstunden ohne Ende und der Arbeitsplatz dunkel und kalt, aber gut erreichbar. Wichtig, wenn man daneben zwei Kinder alleine großzieht. Sie war ständig erschöpft, lustlos, am Rande des Ausbrennens, hat die Tage gezählt bis zur Pension.
Jetzt, ein Jahr später, ist sie wieder dort. Personalnot, nur zum Aushelfen, zum Überbrücken bis eine Neue gefunden ist. Der Arbeitsplatz ist immer noch dunkel und kalt. Aber sie muss ja nicht. Nicht täglich. Kommt und geht, wie es für sie passt. Alle sind froh, wenn sie da ist. Braucht nicht über ihre Grenzen gehen. Und siehe da, jetzt fährt sie gerne hin. Ist gut drauf.
Man kann den Eindruck gewinnen, dass es der Zwang ist, der uns die Freude an der Arbeit vergällt. Der Zwang zum täglichen, zum pünktlichen, zum ständigen, zum stressigen, zum immer noch mehr.

Ist Arbeit freiwillig und wird gewürdigt, dann können auch weniger prickelnde Tätigkeiten Befriedigung verschaffen
Da unterscheiden sich die Jungen nicht von den Alten.
Arbeit hat heute ein schlechtes Image und es braucht uns nicht wundern, wenn die Jungen die Sehnsucht nach einem „anderen Arbeiten“ haben. Die teilen wir ja mit ihnen, nur haben wir uns nie getraut, es laut zu sagen.
Leistung hat der vorigen Generation fallweise zu einem Eigenheim verholfen. Umwelt und Klima waren noch nicht im Blickfeld.

Leistung im Sinne von Arbeit pro Zeit ist out
Heute ist Leistung im Sinne von „Arbeit pro Zeit“ out, sie führt nirgends mehr hin, nicht zum Eigenheim, nicht zur Verbesserung des Klimas, nicht zur Reduktion des Hungers in der Welt – dafür zu einer Überproduktion an Müll. Und zur großen Erschöpfung bei denen, die eine sinnvolle Arbeit hätten, aber schlichtweg von der Masse an Patientinnen und Dokumentationspflichten erdrückt werden.
Der Wunsch nach Work-Life-Balance und Arbeitszeitverkürzung ist verständlich. Wenn unsere Bedürfnisse nach Selbstwirksamkeit und Verbundenheit nicht ansatzweise innerhalb der Erwerbsarbeit erfüllt werden, dann sucht man anderswo, flüchtet ins quit quitting (innere Kündigung) oder wartet auf die Pension. Die Pension, eine verlockende Frucht.

Wie die Pension schmeckt weiß man erst wenn man reinbeißt
Nach der „Erlösung“ von der Erwerbsarbeit verpufft die Verheißung der großen Freiheit rasch, denn Freizeit, wenn man zu viel davon hat, kann schnell zum Problem werden. Wie gesagt nicht bei allen, aber doch bei vielen.
Nichts tun ist auch keine Lösung – auch nicht für die, die sich das leisten können. „Wer nichts unternimmt verliert seine Lebendigkeit“ so Gerald Hüther.
Und dann wird Arbeit wieder attraktiv. Nachberufliche Tätigkeit bei der man nützlich ist, Selbstwirksamkeit erfährt, sozialen Beziehungen unterhält befriedigt in der Tiefe.

Nützlich sein, Selbstwirksamkeit erfahren, im sozialen Kontakt bleiben
Arbeit ist im günstigen Fall eine wunderbare Möglichkeit, sein Leben mit dem zu bestreiten, wozu man begabt ist, das einem gemäß ist, in einem Arbeitsumfeld, das einem entspricht. Wird die Arbeit die man leistet, gesehen und fühlt man sich als Person wahrgenommen, dann entsteht ein Gefühl von Resonanz, wie Hartmund Rosa es nennt. Unter solchen Bedingungen wären wohl sehr viele bereit, sehr viel länger zu arbeiten.

Der nächste Lehrgang „Nachberuflich im Einsatz" startet im März 2024.
Nähere Infos und Anmeldungen bei mir: danielle.bidasio@outlook.com

PSI Irrsee / Dr. Danielle Bidasio würde gerne Google Analytics verwenden.
Datenschutzerklärung | Impressum Zulassen Ablehnen